Schon wieder Tilt
Carina hat in den vergangenen Monaten zahllose Fehler gemacht, Unachtsamkeiten, Nachlässigkeiten, heruntergefallene nasse Kleider, nicht in den Kühlschrank versorgte Esswaren, falsch hingelegte Kissen und zahllose weitere kleine Schussligkeiten, vergessene Post, falsche Einkäufe - manches trotz wiederholter Erklärung um ein Warum-so-und-nicht-anders. Das Gespräch ergab, dass sie all diese Dinge eben nicht so wichtig findet und dass 26 Franken brutto pro Stunde zu wenig seien, um sich auf meinen schmutzigen Fussboden zu knien, etwa, um Kafkas Erbrochenes zu entfernen oder meinen Rollstuhl ins Auto zu laden und einen Kratzer zu riskieren.
Bevor man sich jetzt aber in BSV und Projektleitung an die heldenhafte Brust pöpperlet, dies: So wie ein funktionierender Haushalt die Minimalvoraussetzung für ein einigermassen ansprechendes Leben ist, so ist die Existenz der Assistenz (die einen solchen Haushalt für sottige-wie-mich gewährleistet) nichts anderes als eine Minimalleistung für ein menschenwürdiges Leben, ein Nachholen vieles Versäumten, das schon längst hätte geschehen müssen. Es gibt eine Bundesverfassung mit, glaub, Artikel 8. Es gibt eine Menschenrechtskonvention der UNO. Ich werde mich nicht endlos verneigen und knieaufgeschürfte Dankeschöns ohne Ende hauchen. Ich kenne nur den einfachen, den aufrichtigen Dank, den, der mit klarem Blick übermittelt wird: Danke, dass ich so ein Mittel zum Ausüben bekommen habe. Aber gell, jetzt geht’s weiter. Neuen Assistenten suchen.
Stöhn.