27.11.06

Schon wieder Tilt

Kurze, überhaupt nicht lustige Notiz: Vor einer Woche trennte ich mich von Carina. Von Kündigung soll nicht die Rede sein, obschon es freilich darauf hinauslief. Wenn das Arbeitsverhältnis weitergegangen wäre bis, wie ich es anbot, Januar oder Februar (denn jetzt kommen die Feuertage und es ist nicht unbedingt Jobsuchezeit) und es hätte sich nicht radikal gebessert, dann, freilich, hätten wir noch ein Kündigungsgespräch gehabt.

Carina hat in den vergangenen Monaten zahllose Fehler gemacht, Unachtsamkeiten, Nachlässigkeiten, heruntergefallene nasse Kleider, nicht in den Kühlschrank versorgte Esswaren, falsch hingelegte Kissen und zahllose weitere kleine Schussligkeiten, vergessene Post, falsche Einkäufe - manches trotz wiederholter Erklärung um ein Warum-so-und-nicht-anders. Das Gespräch ergab, dass sie all diese Dinge eben nicht so wichtig findet und dass 26 Franken brutto pro Stunde zu wenig seien, um sich auf meinen schmutzigen Fussboden zu knien, etwa, um Kafkas Erbrochenes zu entfernen oder meinen Rollstuhl ins Auto zu laden und einen Kratzer zu riskieren.

Sottige-wie-ich sind es ja gewohnt, nicht respektiert zu werden, aber das ging doch jetzt bissl gar weit. Immerhin, das Führen eines Haushalts ist auch nicht grad die Essenz meiner Lebensinteressen, ja eigentlich ist ein funktionierender Haushalt die Basis, über die man nicht weiter diskutieren müssen sollte. Wenigstens haben wir jetzt ein Mittel in die Hand bekommen, wie wir uns vor Leuten verwahren können, die den Schmutz nicht sehen, weil ihr Näschen gen Himmel weist: Wir können sie entlassen. Bummer. Früher hätten wir an die Spitextüre gehämmert, mit welchem Erfolg, fragen Sie Dante über seine Erlebnisse im Inferno.

Bevor man sich jetzt aber in BSV und Projektleitung an die heldenhafte Brust pöpperlet, dies: So wie ein funktionierender Haushalt die Minimalvoraussetzung für ein einigermassen ansprechendes Leben ist, so ist die Existenz der Assistenz (die einen solchen Haushalt für sottige-wie-mich gewährleistet) nichts anderes als eine Minimalleistung für ein menschenwürdiges Leben, ein Nachholen vieles Versäumten, das schon längst hätte geschehen müssen. Es gibt eine Bundesverfassung mit, glaub, Artikel 8. Es gibt eine Menschenrechtskonvention der UNO. Ich werde mich nicht endlos verneigen und knieaufgeschürfte Dankeschöns ohne Ende hauchen. Ich kenne nur den einfachen, den aufrichtigen Dank, den, der mit klarem Blick übermittelt wird: Danke, dass ich so ein Mittel zum Ausüben bekommen habe. Aber gell, jetzt geht’s weiter. Neuen Assistenten suchen.

Stöhn.

1 Kommentare:

Anonymous Anonym sagte...

Hallo Daniela
Ich bin heute Morgen nach langwierigen Internet-Recherchen auf deine Einträge gestossen...wow...impressed! Ich bin fasziniert von deinem Schreibstil, deiner Lebensfreude, Traurigkeit, Übermut, kämpferischen Einstellung, Ämterkampf, etc.
Unser neues Team hat im vergangenen November ihre Tätigkeit bei der IV-Stelle Solothurn aufgenommen (Früherfassung/INTAKE). Wir kommen alle aus der Privatwirtschaft und versuchen jetzt, die verstaubten Abläufe aufzumotzen und die festgefahrenen Meinungen in den Amtsstuben zu ändern. Ein langer Kampf... wir werden gewinnen.
Behalte deinen Lebensgeist.
Liebe Grüsse
Anduril

02 Februar, 2007 10:27  

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