9.8.06

Vollmond bei der Bloggse

02.40 Mit glühender Hitze im Körper wache ich auf und weiss gleich, dass ein Weiterschlafen unmöglich ist. Ein Temperaturproblem der anderen Art: Es lässt mich meine Füsse auf die kalten Badezimmerbodenplatten stellen. Ich finde angenehm, was sonst schrecklich ist.

02.50 Licht an. No way, ich muss runterkühlen. Ich lerne K51 – K56 von „Zusammen- und Getrenntschreibung“ im Duden Die deutsche Rechtschreibung. Was war das ein Theater seit 1996. Deutsche Sprack, schwäääre Sprack!

03.40 Aus der Küche lärmt es wie Bretterkrachen auf einer Baustelle. Dann blubbert es wie Säcke voll Luft unter Wasser. Kafka sitzt auf dem Kistchen… Ich tröste ganz fest. Den Rest der Nacht wird er ganz anständig brav neben meinem Bett auf dem Boden schlafen. So ein Guter.

04.00 Ich bin ausgekühlt und leg mich wieder hin.

05.55 Weil ich 3 Liter Bier getrunken habe, muss ich raus. Wälz, Transfer, Zurechtrück, rüber ins Bad, Transfer, Wackel, Knall, Wechsel…, Hau-Ruck, Turn, Transfer, zurück ins Schlafzimmer, mein Schlapfen bleibt zwischen Griffreifen und Felge klemmen, ich reisse…, transferro, und deck mich zu.

08.45 Seit heute Morgen um sechs habe ich 5 Liter Bier getrunken: Wälz, Transfer, Zurechtrück, rüber ins Bad, Transfer, Wackel, Knall, Wechsel…, Hau-Ruck, Turn, Transfer, zurück ins Schlafzimmer, mein Schlapfen liegt scheu in der Ecke, wo ich ihn vor drei Stunden hingeknallt hatte, Transfer, und ich schlafe erschöpft ein.

Überlegung: Vielleicht ist Biersaufen auch eine neurologische Erkrankung? Ob zuviel Bier oder zuwenig Frataxin, gepinkelt wird in Unmengen.

09.30 Jetzt aber.

10.40 Mein Lieblingssatz im Präsens: Kafka kotzt. Da muss sich irgendeine Bakterie durch seinen Darm gewühlt haben! Inzwischen ist aber Sara gekommen und hat alle Malheure beseitigt.

11.36 Wir haben den Bus verpasst.

11.25 Und jetzt haben wir den Zug verpasst.

13.06 Also, in die Forchbahn muss erst die Begleitperson einsteigen und dann drinnen auf den Knopf mit dem Rollstuhlzeichen drücken, dann hurtig wieder rauskommen und dann die Person mit Rolli hurtig hurtig reinhieven. Der Schofföhr steht draussen und schaut zu, wie Sara sich abmüht und ich von der Tür eingeklemmt werde. Als wir schnaufend drin sind, juckt er fuchtelnd zu uns herüber und fragt ischs ggange?

14.37 Ich hab ihn, meinen Kilometer! (Auf den Balgrist pilgere ich jede Woche zum Schwimmen.)

14.41 Beim Duschen bringt Sara den heutigen Tag auf den Punkt. Bizzeli kalt warm fertig.

15.45 In der heutigen Post liegt ein Couvert vom Amt für Ergänzungsleistungen.

Ich FÜRCHTE mich vor Couverts

          • vom Amt für Ergänzungsleistungen,
          • von der SVA St. Gallen und
          • von der SVA Zürich.

In dem Brief steht, dass mir Geld überwiesen wird. Ja schön, eigentlich, nur gehört das Geld gar nicht mir, sondern der BTZ. Immerhin heisst die zuständige Dame Angler und nicht Ängeli analog dem Trio Lamentabile Sitzli, Tülpli und Schnäggli von der SVA St. Gallen.

16.20 Ich ruf auf dem Amt an. Doch wie komm ich nur auf eine derart aberwahnwitzige Idee??

Zu dieser Unzeit ist doch niemand mehr im Büro.

Oder doch im Büro, aber nach em fieri nimmi sicher nüme nabb.

17.51 Corinne holt meine Wäsche ab. Während ihre kleine Tochter den heute so indisponierten Kafka mit Pingpong-Bällen aufmuntert, notiert sich Corinne, welche Gemüse ich nicht mag (Fenchel, Stangensellerie), welche Gewürze (Kümmel) und welches Fleisch (die armen Schweine). Corinne wird mich künftig einmal pro Woche abendbekochen.

19.02 Ich schau „heute“. Bisher hab ich zwischen Spinatkochen, Reiszustellen und Katerfüttern geschrieben und werde nach der „Tagesschau“ weiterschreiben. Unsereins kennt keine Blockzeiten.

19.10 Filomena ruft an und gibt mir die Vonbisdaten ihrer Ferien durch. Corinne wird den Nachtpikett übernehmen.

20.14 In den Informationen zur Verwendung des Assistenzgeldes finde ich nicht, ob die Hotelkosten der Begleitperson der Pauschale oder dem Assistenzbudget zu belasten sind. Und was ist, wenn der Rechnungsbetrag höher ist als eine Pauschale. e-Mail nach St. Gallen. Uffa.

20.39 Mir fällt ein, dass ich ja noch die Arbeitsrapporte der letzten drei Tage nachführen muss. Ob Fr. Sitzli & Co. eine Ahnung haben, dass ich 6 Stunden 39 Minuten nach ihrem Arbeitsschluss den meinen noch nicht habe?

Oder „den Meinen“? So weit bin ich in der neuen deutschen Rechtschreibung noch nicht.