10.3.09

Ein Dialog – nur einer von vielen

Wie bereits erwähnt: Die Iser stellt einen Antrag auf einen neuen e-fix und hat ruckzuck wieder so einen Special Agent am Hals. Wie sein Kollege Wzcrk ist auch er ein Konsonant: Mmnn. Ein Doppelkonsonant.


Lassen wir die Korrespondenz chronologisch erscheinen. Das in Courier ist von Special Agent Mmnn, das Kursive von mir.


Erst mein Antrag an den IV:


08.11.2008


Sehr geehrte Damen und Herren,


die Begründung der [Firma X] klingt harmlos im Vergleich zu den gegebenen Realitäten. Der e-fix E20, auf den ich mich verlassen können sollte, ist Tag für Tag für eine Zitterrunde gut – seit ich ihn im April dieses Jahres an meinen neuen Rollstuhl montiert bekam, sind schon zwei Ladegeräte und zwei Batterien ausgetauscht worden [davon will Agent Mmnn nichts gewusst haben]. Kürzlich fiel es dem Gerät ein, zig-male nicht mehr anzuspringen und meinen Taxifahrer und meinen Assistenten in Aufregung zu versetzen (von der meinen ganz zu schweigen) und nicht zuletzt mich selbst mit Sicherungen jonglieren zu lassen. Die Sache führte zu Fahren-von-Hand und stundenlangem E-Mail-Schreiben und Telefonieren und schliesslich zu notfallartiger Anreise der Leute von [Firma Konsonant Plus]. Diesmal wurde auch das Steuergerät ausgetauscht. Irgendwann dazwischen musste mein Nachbar noch zu mir kommen, um das Teil mit der Elektronik zum genügenden Kontakt festzudrücken… In den vergangenen 7 Monaten waren wohl zwei, drei ohne Kalamitäten, die restlichen dafür mit gleich zweien oder dreien, was immer verbunden war mit mühsamster Terminsuche, elendem Zusatzaufwand, wenn ich eh schon müde und kaputt bin von meinen vielen Therapien, die ich zum Teil auch absagen musste, um das kurzfristige Erscheinen von Monteuren überhaupt zu ermöglichen. Es ist ein Dauerstress und das Hilfsmittel ist zu einer (freilich unbezahlten) Teilzeitbeschäftigung geworden. – Dass das Gerät zu Jahresbeginn revidiert wurde und es dennoch weit von einer diesen Namen verdienenden Funktionstüchtigkeit entfernt ist, mögen die zuständigen Stellen diskutieren… - Ich bitte jedenfalls dringend um ein schnelles Gutheissen dieses Antrags!



Noch einmal die Info an alle unbeschuldeten Leserinnen und Leser: „e-fix“ ist der Name des Elektroantriebs an meinem Rolli. Ich darf nicht einmal dran denken, aufschreiben, zu welchen Buchstabenschütteleien dieser Name mich inspiriert! Das ist nämlich ein anständiger Blog.


Weiter geht es nicht per Papier und Schneckenpost, sondern per E-Mail:


09.01.09

Sehr geehrte Frau Iser

um Ihren Antrag für eine Neuversorgung beurteilen zu können, bitte ich Sie um einen Termin.

Freundliche Grüsse


09.01.09

Sehr geehrter Herr Mmnn,

ich bitte Sie höflich darum, mir mitzuteilen, weshalb Sie diesen Termin möchten, insbesondere, auf welcher juristischen Basis diese Anfrage beruht und ob denn – und von welcher Seite – ein Zweifel daran besteht, dass mein Antrag gerechtfertigt ist? Sie haben sowohl meine persönliche Beschreibung der Umstände, die die Neuanschaffung eines e-fix notwendig machen, als auch diejenige der [Firma Konsonant Plus] und – seien Sie ehrlich – diese Umstände lassen sich mit einem einmaligen Besuch von Ihnen doch überhaupt nicht beurteilen [ich sottiger Esel glaubte doch tatsächlich, der IV hätte Agent Mmnn meinen Antrag zum Lesen geschickt und noch viel docher tatsächlicher glaubte ich, dieser hätte ihn auch gelesen].

Punkto Sitz- und Rückenorthese habe ich letztes Jahr derart katastrophale Erfahrungen mit Ihrem Hr. M. Wczrk gemacht, dass ich Sie nur im Beisein von Fachspezialisten (Firma Konsonant Plus) empfangen werde. Falls also ein Besuch Ihrerseits unumgänglich sein sollte – auf Ihre Erklärung warte ich gerne – bitte ich Sie um Koordination eines Termins mit der Firma Konsonant Plus, die ich informieren werde, sobald ich Ihre Antwort bekomme. Meine Agenda ist überladen.

Ich misstraue der SAHB zutiefst, bisher hatte ich nichts, nichts, nichts als Scherereien – auf meine Fragen bekam ich keine brauchbaren Antworten und wegen [Agent] W. hatte ich unendliche finanzielle und ganz unglaubliche administrative Aufwände, ganz zu schweigen von der enormen psychischen Belastung und dem vielen vollkommen überflüssigen Ärger, den die SAHB mir mit ihrer unkooperativen Haltung verursachte. Ich sage Ihnen aufrichtig: Ich krieg einen glatten Horror, dass das jetzt wieder so ein Desaster wird. Alleine werde ich Sie nicht empfangen.

Mit freundlichen Grüssen


Die Formel „mit freundlichen Grüssen“ hat ja schon eine eigentümliche Dynamik. Sie kann durchaus vollkommen ehrlich gemeint sein, höflich, distanziert, formell, unbeteiligt, oder auch total euphemistisch. Selbst Konsonanten scheinen etwas in dieser Richtung zu bemerken, allerdings nicht unbewusst, weil das ja voraussetzen würde, dass sie ein Bewusstsein haben. Es scheint vielmehr eine blasenförmige Ausstülpung, so eine Art „Gefühlsblopp“ oder „Ahnungszischen“ an einem zentralen Ganglion, zu sein.


12.01.09

Sehr geehrte Frau Iser

Ich bedaure, dass Sie schlechte Erfahrungen mit der SAHB gemacht haben. Ich hoffe wir finden einen konstuktiven Weg, damit wir unseren Auftrag korrekt ausführen können. Ich warte auf einen Terminvorschlag der Ihnen trotz voller Agenda noch möglich ist [es ist entweder ein netter Versuch, zuvorkommend zu sein, oder aber eine misslungene, da deplatzierte, Ironie, was durchaus der Natur eines Konsonanten entspricht, der mit so schwierigen stilistischen Aufgaben freilich nicht umzugehen weiss. Weshalb sonst sollte Agent Mmnn unter allen anderen erwähnten Umständen ausgerechnet denjenigen meiner vollen Agenda erwähnen? Wo doch bekannt ist, dass Sottige-wie-ich den ganzen Tag rein gar nichts zu tun haben].

Wie Sie gewünscht haben die rechtliche Grundlage:

Art. 28 ATSG Mitwirkung beim Vollzug

1 Die Versicherten und ihre Arbeitgeber haben beim Vollzug der Sozialversicherungsgesetze unentgeltlich mitzuwirken.

2 Wer Versicherungsleistungen beansprucht, muss unentgeltlich alle Auskünfte erteilen, die zur Abklärung des Anspruchs und zur Festsetzung der Versicherungsleistungen erforderlich sind.

3 Personen, die Versicherungsleistungen beanspruchen, haben alle Personen und Stellen, namentlich Arbeitgeber, Ärztinnen und Ärzte, Versicherungen sowie Amtstellen im Einzelfall zu ermächtigen, die Auskünfte zu erteilen, die für die Abklärung von Leistungsansprüchen erforderlich sind. Diese Personen und Stellen sind zur Auskunft verpflichtet.

Freundliche Grüsse


12.01.09

Sehr geehrter Herr Mmnn,

nun frage ich noch einmal, was Sie denn eigentlich begutachten wollen. Wie ich schon ausgeführt habe, ist das bei einmaliger Betrachtung des Gerätes überhaupt nicht möglich. – Macht die IV jetzt immer bei allen Anträgen solche Umstände oder hat sie auf einmal mich speziell auf der Pieke?

Mit freundlichen Grüssen


12.01.09

Sehr geehrte Frau Iser

ich warte auf einen Terminvorschlag, damit ich den Rollstuhl mit E- Fix Antrieb begutachten kann.

Freundliche Grusse


12.01.109

Sehr geehrter Herr Mmnn,

offenbar können oder wollen auch Sie meine Fragen nicht beantworten.

Da nicht anzunehmen ist, dass Sie mich in irgendeiner Weise ernst nehmen und ich ohnehin nur eine behinderte Frau bin, deren Briefinhalte vollkommen wertlos sind, bitte ich Sie höflich und dringend um Kontaktaufnahme mit Herrn [Oberkonsonant Hschr der Firma Konsonant Plus, Adresse soundso, Tel. soundso. Bis zu diesem Zeitpunkt vertraute ich dieser Firma ganz und gar. Später sollte ich erfahren, dass Oberkonsonant Hschr, der mir seine unbedingte Unterstützung zugesichert hatte, mir voll in den Rücken gefallen war und Agent Mmnn grünes Licht gegeben hatte, meinen Antrag zur Ablehnung beim IV zu empfehlen].

Bitte koordinieren Sie mit ihm einen Termin. Anbieten kann ich [dann, dann und dann]

Bitte lassen Sie mich wissen, WIE LANGE Ihre Begutachtung dauern wird.

Ich werde Sie nicht alleine, NUR im Beisein von Herrn Hschr, und nicht in meiner Wohnung empfangen (gegenüber ist ein nettes Café). Damit habe ich keinesfalls gegen die juristischen Grundlagen verstossen, ganz im Gegenteil.

Herr Hschr wird meine Bedenken verstehen und ist mit diesem Vorgehen gewiss einverstanden. Er geniesst in dieser Hinsicht mein bestes Vertrauen. Auch wird er Ihnen genauestens dokumentieren können, wann und weshalb an meinem jetzigen

e-fix Reparaturen auszuführen waren [eben das hat er allerdings tunlichst unterlassen].

GERNE KÖNNEN SIE AUCH OHNE MEIN BEISEIN, DAS MEINES ERACHTENS VOLLKOMMEN ÜBERFLÜSSIG IST, MIT HERRN HSCHR SPRECHEN.

Mit freundlichen Grüssen


16.01.09

Herr Mmnn,

haben Sie nun Kontakt mit Herrn Hschr aufgenommen?

Mit freundlichen Grüssen


21.01.09

Sehr geehrter Herr Mmnn,

haben Sie denn nun Kontakt mit Herrn Hschr aufgenommen? Ich bitte höflich um ein „ja“ oder „nein“, das dürfte wohl im Rahmen liegen.

Mit freundlichen Grüssen


22.01.09

Sehr geehrte Frau Iser

Ja, ich habe Kontakt mit Herr Hschr gehabt. Die Sachlage betreffend E- Fix, sehen alle involvierten Fachspezialisten gleich, es gibt keine technischen Gründe die einen Ersatz rechtfertigen würden. Das beantragte Modell E- Fix 25 ist von der Bedienung und dem Aufbau vergleichbar. Falls wir doch noch einen Termin für die Begutachtung vor Ort erhalten, werden wir uns den Rollstuhl mit Antrieb begutachten. Für Herr Hscher ist der Fall klar und wir können ihn von unserer Seite her, nicht an einen Termin einladen. Sie können von ihrer Seite gerne jemanden einladen. Wen es zu keiner Begutachtung vor Ort kommt werden wir den Bericht an die IV Stelle weiterleiten und aufgrund der Fakten keine Neuversorgung empfehlen.

Freundliche Grüsse


Den Pluralis Majestatis haben die Special Agents (wie auch die Mitarbeitenden des IV) gut drauf, bloss Grammatik und Stil sind nicht eben majestätisch. Was den Inhalt dieses „Schreibens“ anbelangt, kann ich nur freundlich grüssen.


22.01.09

Sehr geehrter Herr Mmnn,

Ihren Brief verstehe ich als Drohung und möchte mich dagegen verwahren. Ich bin sicher, dass nicht einmal die IV ein solches Vorgehen befürwortet.

Wie jede andere Bürgerin in diesem Land habe ich verfassungsrechtlich geschützte Interessen. Ich bin nicht dazu gezwungen, Sie in meiner Wohnung zu empfangen. Wie bereits angeboten offeriere ich Ihnen, dass wir ins Café hinüber gehen. Wir können uns vor dem Haus treffen. Sie können die gleichen Parkplätze benützen wie bei einem privaten Besuch. Ins Café gehen wir 1 Min. lang (so lange dauert das Läuten, Warten bis zur Türöffnung, Holen des Lifts und auf meinen Stock fahren). Ich lade Sie auch ein. Sie können auf gar keinen Fall argumentieren, ich käme mit diesem Vorgehen meinen Pflichten nicht nach (Art. 28 ATSG) – vielmehr läge es genau umgekehrt, sollten Sie diesen Vorschlag verwerfen. Sie müssen ja den Kaffee nicht bezahlen („unentgeltlich“) und über die Örtlichkeit steht in den Paragraphen nichts.

Als Termin kann ich [dann, dann und dann] anbieten. Die Woche ist sonst belegt mit Therapien, ärztlichen Untersuchungen und einem Termin des Versicherungsvertreters. In der Woche 6 bin ich den Ferien. Woche 7 gehen [dann, dann und dann].

Ich bitte höflich um frühzeitige Benachrichtigung.

Mit freundlichen Grüssen


23.01.09

Sehr geehrte Frau Iser

Ihr Terminvorschlag […] ist gut. Wir treffen uns wie von Ihnen gewünscht im Cafe. (Wie heisst das Cafe?)

Freundliche Grüsse


10.02.09 [Am Tag nach dem Treffen]

Sehr geehrter Herr Mmnn,

ich kann es mir einfach nicht verklemmen, nochmals die Frage in den Raum zu stellen, weshalb wir uns gestern eigentlich trafen. Dass Sie der IV eine Negativempfehlung schicken würden, stand für Sie fest (das schrieben Sie in Ihrem Drohbrief vom 22.01.09), falls wir uns nicht träfen – und seien Sie ehrlich, Sie wussten haargenau um meine Chancenlosigkeit, auch wenn wir uns doch träfen. Mit andern Worten, Sie haben rein gar nichts fertig gebracht, als mir meine Zeit zu stehlen. Wenn Sie sich noch nach Kräften bemüht hätten, Argumente für mein Anliegen zu finden - - - na ja, freilich Fehlanzeige. Aber dafür ist die SAHB ja auch nicht da, von dieser Seite kommt nie Gutes.

Mit freundlichen Grüssen


Es war eine paragraphenverordnete Zeitverschwendung. Konsonant Mmnn wusste noch nicht einmal um meinen Antrag an den IV (jedenfalls behauptete er das) und ich musste meine Erzählung doch tatsächlich mit der Episode um Schlange und Apfel beginnen. Dass ich mittlerweile schon die vierte Batterie (seit zehn Monaten) spazieren fahre und eine Dauerpanik um meinen heissen Sessel hab (wann stirbt er, und wo, und wie lang wird es dann dauern, bis ich was Neues bekomme?) ändert nichts an der Tatsache, dass „alle involvierten Fachspezialisten“ bla bla bla „keine technischen Gründe“ bla bla bla. – Ja freilich gibt es keine technischen Gründe! Schliesslich funktioniert ein Gerät technisch einwandfrei, solange es technisch einwandfrei funktioniert! Sowieso, wenn auch noch ein involvierter Fachspezialist – etwa einer von der SAHB oder von der Firma Konsonant plus – technisch einwandfreies Funktionieren herbeiredet. Gälledsi! Konsonantenlogik. Dass ein Gerät eben öfter mal aussteigt, insbesondere, wenn es aus der Antike stammt, ist halt für das Verständnis eines Konsonanten too much. – Seufz! – Was muss ich auch so einen e-fix fahren. ‘ze fix no amal!